Sonntag, 28. Juni 2009

Buenos Aires

Nun komme ich endlich dazu, ein bisschen über meinen Aufenthalt in Buenos Aires zu berichten. Leider ist es sich nicht ausgegangen vor Ort einen Bericht zu schreiben beziehungweise war mir die Zeit einfach zu schade.

Der Ausflug war eine sehr spontane Aktion. Über den Lufthansa Newsletter habe ich das Angebot bekommen: Wien - Buenos Aires (über Frankfurt) und retour um 550€. Da musste ich einfach zuschlagen und fünf Wochen später saß ich dann auch schon im Flieger. Hierzu ein Lob an Lufthansa, reibungsloser Ablauf, nettes Personal und gutes Essen sind Dinge, die man bei einer so langen Reise wirklich zu schätzen weiß.

Die Ankunft war schon mal spannend, zuerst der tolle Ausblick auf die Lichter eines mehrere tausend Quadratkilometer großen Stadtgebietes bei der Landung, dann die Taxifahrt zur Unterkunft mit einem Fahrer der kein Englisch spricht, während ich zu dem Zeitpunkt noch nicht Spanisch konnte. Der erste Eindruck war natürlich eher mittelmäßig, eine knappe Dreiviertelstunde Fahrt auf einer Autobahn wo die Hälfte der Autos ohne Licht fährt, links und rechts häßliche Wohnblocks, etc.

Über die Sprachschule (Academia Buenos Aires) habe ich mir einen Host organisieren lassen, eine Frau zwischen 50 und 60 mit einer netten Wohnung im sehr zentral gelegenen Stadtteil Congreso, die mich nett empfangen hat. Natürlich konnte auch sie kein Englisch allerdings war es unschwer zu erraten, dass ich nur mehr möglichst schnell unter die Dusche und ins Bett wollte. Am nächsten Tag habe ich dann erstmal auf eigene Faust die Stadt ein bisschen erkundet. Daher bin ich zuerst mal mit der U-Bahn zur Sprachschule damit ich am nächsten morgen auch rechtzeitig hinfinde. Dann weiter zu einem Shoppingcenter wo ich auch gleich mal ein bisschen bei La Martina eingekauft habe. Wieder nicht so leicht, da im ganzen Shop kein einziger Mitarbeiter Englisch konnte, naja einer zumindest ein ganz kleines bisschen ... yes/no, in small please, etc. hat er verstanden :-)
Für die Rückfahrt habe ich dann ein Taxi genommen, für Touristen das Beste Fortbewegungsmittel in der Stadt, sehr günstig und omnipräsent (40.000 davon machen die Straßen von BsAs unsicher). Während ich dabei war dem Fahrer zu erklären wo ich hin möchte, hat auch gleich ein kleines Mädchen die Tür aufgerissen und um meine monedas (Münzen) gefragt. Hatte natürlich noch kein Kleingeld also Türe wieder zu ... hat zwar nicht viel geholfen aber der Taxifahrer ist dann einfach einen Block weiter um in Ruhe mit mir reden zu können. Der Gegensatz zwischen im Shoppingcenter und vor dem Shoppingcenter ist groß. Mein erstes Essen habe ich in einem guten Restaurant beim Congreso (Parlament) genossen, natürlich musste es ein Steak sein. Wahrscheinlich überrascht es niemanden wenn ich jetzt schreibe, dass es sowohl das größte und beste, als auch das günstigste Steak war, das ich je gegessen habe. Der Vollständigkeit halber erwähne ich es trotzdem. Dementsprechend stand das öfters auf meiner Diät.

Am Tag darauf ging es dann mit der Sprachschule los. Wir waren eine kleine Gruppe von 3 Personen (in der Woche darauf nur mehr 2), so läßt es sich gut lernen. Die mangelnden Englischkentnisse der meisten Portenos (Einwohner von BsAs), taten ihr übriges um mir dabei zu helfen, in 2 Wochen einen guten Grundstock an Spanischkenntnissen aufzubauen.

Die wichtigsten Eindrücke die ich mitgenommen habe:
  • Die Argentinier sind sehr freundliche Menschen. Sie sind hilfsbereit und man kommt leicht ins Gespräch.
  • Man kann in Buenos Aires echt gut leben, weil alles recht gut funktioniert. Auch wenn man oft den Eindruck bekommt, dass das Chaos regieren würde, ist doch alles so organisiert, dass es irgendwie ganz gut funktioniert. Auch die Kriminalität, von der es angeblich soviel gibt, ist kaum zu bemerken, außer man schaltet beim TV die Nachrichten ein. Dazu muss ich allerdings auch sagen, dass ich mit der nötigen Umsicht vorgegangen bin. Dass man vom Taxifahrer aufgefordert wird zum Telefonieren doch bitte die Tür zu versperren, da ja jemand scharf auf das Handy sein könnte, ist man natürlich nicht gewohnt, aber macht ja nichts weiter, absperren und gut ist es.
  • Mit dem Euro hat man es beim derzeitigen Kurs (1€ = 5Pesos) sehr fein. Eine Taxifahrt ... billiger als eine Busfahrt bei uns ... eine Fahrt mit Bus/U-Bahn ... 20 Cent, Kleidung oder essen gehen maximal die Hälfte von dem was es in Österreich kostet. Da die Argentinier ihr Geld im Moment eh am liebsten in Euros anlegen, habe ich auch bei der Sprachschule (die in USD verrechnet) einen spitzen Wechselkurs bekommen.
  • Es gibt eine breite Mittelschicht. Das zeichnet Buenos Aires sicherlich gegenüber einigen anderen südamerikanischen Großstädten aus, in denen es hauptsächlich sehr reiche und sehr arme Menschen gibt.
  • Auch wenn es laut ist, die Straßen weniger sauber sind als bei uns, und die Häuser nur innen schön sind (die Fassaden sind dort generell sehr hässlich) hat man alles worauf es ankommt, auch nach österreichischen Standards. Kombiniert mit der argentinischen Gelassenheit, ist das Leben in Buenos Aires sowohl für Touristen, als auch für einen guten Teil der Einwohner, wirklich gut zu genießen.
  • Buenos Aires bietet eine interessante Mischung aus verschiedenen europäischen Einflüssen und südamerikanischem Lebensstil. Ein bisschen hat es mich an Rom erinnert, aber zugleich gibt es Dinge wie ein großes Polostadion und natürlich sprechen alle Spanisch

Eine tolle Sache war auf jeden Fall auch noch das Tandemtreffen Hallo-Hola welches ich über Facebook gefunden habe. Hier treffen sich Einheimische die Deutsch lernen mit Deutschen/Österreichern die Spanisch lernen, ideal zum Leute kennenlernen, Spanisch sprechen und Spaß haben.

Was Sightseeing betrifft, hat Buenos Aires sehr wenig zu bieten. Es gibt auch nur sehr wenig Tourismus, was zu einem guten Teil auch daran liegt, dass Argentinien bis vor ein paar Jahren extrem überteuert war (der Peso wurde künstlich auf 1Peso = 1USD gehalten). Trotzdem habe ich ein paar Fotos gemacht, die geotagged auf Picasa zu finden sind. Dort sind auch Fotos von Colonia in Uruguay dabei, einer sehr kleinen, ruhigen Stadt die einen sehr krassen Gegensatz zum lauten und hektischen Buenos Aires darstellt. Mit der Fähre ab Buenos Aires in 60 Minuten zu erreichen.

Auch auf Picasa zu finden, sind Fotos von einem Fußballmatch das ich besucht habe (Boca : San Lorenzo). Nicht nur die argentinischen Fußballer spielen im wahrsten Sinne des Wortes in einer höheren Liga als die österreichischen, auch die dortigen Fans übertreffen alles was man von Österreich her kennt um Längen. Da das Spiel ein besonders riskantes war, waren leider auch Unmengen von Polizisten nötig um für die Sicherheit zu sorgen. Dementsprechend waren aber gottseidank auch keine Zwischenfälle zu beobachten.

Um nochmal zu den Taxifahrern zurück zu kommen: Jeder weiß, dass Italiener und Spanier andere Vorstellungen von Verkehrsregeln haben als wir. Das Chaos und die Gesetzlosigkeit auf den Straßen von Buenos Aires entspricht aber ungefähr dem ausmultiplizierten Produkt des italienischen und des spanischen Fahrstils (die Bevölkerung hat ja auch zu rund 60% ital. und zu 30% span. Wurzeln). Neben den Taxifahrern und den Bussen (Colectivos) die rücksichtslos durch die Straßen heizen, drängeln sich noch Motoräder durch jede noch so kleine Lücke und die Fußgänger geben ihr bestes um doch irgendwie rasch und unbeschadet durch dieses Chaos zu gelangen.

Trotz oder gerade wegen alldem, kann ich die Stadt jedem nur empfehlen. Die Stadt ist interessant, spannend und hat alles was man braucht um eine angenehme Zeit verbringen zu können. Zum Spanisch lernen ist die Stadt erst recht ideal, bis auf die Florida (touristisch orientierte Straße im Zentrum) trifft man kaum Menschen die Fremdsprachen beherrschen und muss sich dementsprechend auf Spanisch durchschlagen.

Fotos: http://picasaweb.google.com/hellekalek/BuenosAires

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