Dienstag, 10. August 2010

Ushuaia und El Calafate - Skiurlaub, Gletscher und weite, leere Wiesen

Endlich habe ich Zeit gefunden von meinem kurzen Urlaub im Süden Argentiniens zu berichten. Zuerst bin ich mit LAN nach Ushuaia geflogen. Gute dreieinhalb Stunden Flugzeit, natürlich nicht von Ezeiza sondern vom Flughafen für Inlandsflüge aus, dem Aeroparque direkt bei Palermo. Genauso beeindruckend wie der Blick auf die Stadt während der Flieger abhebt, war auch der Umstand trotz des langen Fluges im selben Land zu bleiben. Aber immerhin ging es ja auch in eine Stadt, die sich selbst auch als "das Ende der Welt" bezeichnet, weil es sich um die weltweit südlichste Stadt handelt, von einem kleinen Kaff in Chile mal abgesehen.

Die Antarktis ist von hier aus nur mehr einen Katzensprung entfernt, für mich ging es aber darum, dass hier ideale Konditionen zum Skifahren herrschen. Cerro Castor nennt sich also das Skigebiet welches, wenig überraschend, stolz darauf ist, das südlichste Skigebiet der Welt zu sein. Zwischen 300 und 1000 Höhenmetern darf man eisige Pisten herunterbrettern. Konditionen die nicht nur mir gefallen haben: auch die französischen Profiskifahrer waren zur selben Zeit hier beim Sommertraining. Gewöhnungsbedürftig war nur, dass die Hänge bis auf wenige Minuten den ganzen Tag im Schatten blieben weil die Sonne immer sehr tief steht.
Die Temperaturen sind in dieser Region der Welt aber gottseidank auch im Winter ganz moderat, knapp unter null Grad. Wenig überraschend haben nur die wenigsten Menschen Lust am Ende der Welt zu Leben. Daher begann die Besiedlung vor rund hundert Jahren mit einem Gefängnis für rückfällige Straftäter. Die aktuelle Methode Leute anzulocken besteht darin, dass die ganze argentinische Hälfte der Insel Sonderwirtschaftszone ist, was hier unter anderem Abschaffung der Mehrwertsteuer bedeutet. Die verbleibenden klassischen Touristenaktivitäten, Besuch des Nationalparks oder Bootsfahrt auf dem Beagle-Kanal haben mich zu dieser Jahreszeit nicht gereizt, umso mehr da ich ohnehin El Calafate als nächstes Ziel hatte.

Nach El Calafate zu gelangen war auch eine neue Erfahrung da ich dafür den Bus genommen habe, in Argentinien das gängigste Transportmittel im Fernverkehr. Dank angenehmer, zurücklehnbarer Sitze und guter Verpflegung waren die rund 18 Stunden Fahrt auch ganz gut auszuhalten. Da der Süden Argentiniens nur sehr dünn besiedelt ist (in der Provinz Santa Cruz: 200.000 Einwohner auf der 3-fachen Fläche Österreichs) gibt man dort auch kein Geld für sinnlose Dinge wie Asphalt aus sondern planiert einfach die Erde mal ordentlich flach. Dementsprechend sah der Blick aus dem Bus bis zum Umsteigen in Rio Gallegos dann so aus (inkl. Gitter gegen Steinschlag):

Richtiges Rally-Feeling also. Überfahrt von der Insel Feuerland auf das südamerikanische Festland inklusive. Leider muss man auf dieser Fahrt auch durch Chile durch. Wenn man das mal mitgemacht hat, dann sind einem Flughafenkontrollen wirklich egal und man freut sich nur mehr, dass es in Europa EU + Schengener Abkommen gibt: Der Bus kommt erstmal beim argentinischen Grenzposten an und der Busfahrer steigt aus und sucht erstmal einen Gendarmen der Zeit für uns hat. Dann wird gemütlich jeder Pass/Personalausweis angeschaut, genau studiert, nochmal studiert und schlussendlich gestempelt. Dann noch das Gepäck durch den Scanner, mit der selben Langsamkeit (und wozu überhaupt bei der Ausreise?) und irgendwann ist der Bus dann abgefertigt. Danach fünf Minuten weiterfahren, dann kommt das chilenische Zollhäuschen. Nochmal die Selbe Prozedur, gottseidank etwas schneller. Aber das war ja leider erst die erste Hälfte, ein paar Stunden später folgte natürlich die Rückkehr auf argentinisches Gebiet, die ähnlich abläuft. Nächstes Mal vielleicht doch besser fliegen. Denn als ob das nicht schon genug gewesen wäre, gab es auch innerhalb Argentiniens nochmal zwei Polizeikontrollen wo jeder Passagier seinen Pass zeigen musste. In Buenos Aires kann die Bevölkerung von derartigen Sicherheitsmaßnahmen nur träumen.

Nach dieser langen Fahrt kam ich dann endlich in El Calafate an. Nettes kleines Städtchen mit 15.000 Einwohnern und, typisch Patagonien, einzige Ortschaft in einem Radius von ca. 200km. Schön, teuer, kitschig, für Österreicher eigentlich nur mässig interessant. Aber ich kam ja nicht um Wurzeln zu schlagen, sondern um einen Gletscher zu besichtigen. Leider lässt sich das Gefühl nicht in Fotos fassen, wenn man vor einer fast 60 Meter hohen Eiswand steht und die Erde vibriert während einige Tonnen Eis mit viel Lärm ins Wasser hinunterkrachen. 
Am nächsten Tag ging es mit dem Flieger wieder zurück nach Buenos Aires, diesmal mit Aerolineas. Der Flughafen war, wie man bei einer 15.000 Einwohner-Stadt erwarten kann, ziemlich relaxed. Hier noch ein Blick auf El Calafate.

Alles in allem war es der perfekte Urlaub um mal vom Großstadtstress zu relaxen und die ländlichen Gegenden von Argentinien kennen zu lernen, und natürlich um etwas Skifahren gegen zu können.